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Workshop 1. Dezember 2018
Ort: Café Kulturfabrik, Lehrter Str. 35 10557 Berlin
Zeit: 14-18 Uhr, mit anschließendem gemeinsamen Essen und Beisammensitzen
Eintritt frei – Wir bitten um Anmeldung bis Donnerstag, den 29. November unter: kontakt@amrandvoneuropa.city
Liebe Nachbar*innen und Interessierte!
Wir laden herzlich ein zu einem Workshop zum „Kollektiven Zuhören“ mit Stadtteilbewohner*innen der angrenzenden Kieze der Europacity in Mitte, Moabit und Wedding, Aktivist*innen und kulturellen Akteuren. Der Workshop wird von der in London lebenden Autorin und Aktivistin Claudia Firth geleitet.
In den heißen Sommermonaten 2018 fanden drei "akustische Stadtwanderungen" am Rand der Europacity in Berlin-Mitte statt. Nachbar*innen der Alt- und Neubauten, Künstler*innen und kulturelle Akteure sowie Soziolog*innen und Urbanist*innen versuchten in gemeinsamen Stadtwanderungen den schon vorhandenen oder möglichen Auswirkungen des neuen Areals auf die Kultur des Kiezlebens gewahr zu werden. In diesen „akustischen Stadtwanderungen“ wurden dem Primat des Blickes und des Schauens Formen des kollektiven Zuhörens und der sensorischen und körperlichen Wahrnehmung beiseite gestellt. Von „Was sehe ich?“ zu „Was höre ich?“ und „Wer hört wem (nicht) zu?“.
Ausgangspunkt war der in den 1970er Jahren unter anderem von Hildegard Westernkamp geprägte Begriff des „Soundwalks“. Westernkamp versteht darunter einen Spaziergang, dessen Hauptzweck es ist, der Umgebung zu lauschen sowie auch die eigenen Körper-und Bewegungsgeräusche wahrzunehmen. Eine andere für uns wichtige Perspektive eröffnen Lucia Farinati & Claudia Firth in ihrem aktuellen Buch „The Force of Listening“. Das Buch ist aus einer Reihe von Gesprächen montiert, die Farinati/Firth mit Aktivist*innen, wie dem in den 1990er Jahren in Los Angeles gegründeten Kollektiv „Ultra-red“, der in London aktiven „Precarious Workers Brigade“, aber auch Künstler*innen geführt haben. Das Buch schlägt „Listening/Zuhören“als Aktionsform sozial-politischer Praxen zwischen den Feldern Kunst und Aktivismus vor. „Zuhören“ als ein „listening with and for“, ein miteinander und füreinander, ein Werkzeug „that makes things happen or leads to political action“.(1)
In Arbeitsgruppen wollen wir von Gilles Aubry vorbereitete Sound-Auschnitte der während der Stadtwanderungen aufgezeichneten Tonaufnahmen und weitere Interviews gemeinsam anhören. Hierbei sollen unterschiedliche Modi, wie z.B. sonisches, analytisches, aber auch spekulatives Hören ausgetestet werden.
Einige unseren zentralen Fragen werden sein: wie fühlt es sich an am Rand oder auch innerhalb dieses neuen Stadtteils zu wohnen? Welche Konzepte von Europa werden durch das Europacity Projekt hervorgerufen, und zur Debatte gestellt? Welche Lebensentwürfe oder kulturelle und sozial-politische Bürgerinitiativen werden durch das Entstehen des Europacity Projekts ermöglicht oder verhindert? Welche alternative Visionen könnten für die Stadtplanung und die Kultur des Kiezlebens gemeinsam erarbeitet werden?
(1) Lucina Farinati und Claudia Firth, „The Force of Listening“, Errant Bodies Press/Doormats, 2017, Seite 20
Veranstalter sind Yves Mettler und Alexis Hyman Wolff, in Zusammenarbeit mit Scriptings/Wedding
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